KommunikOS Kurzinterview: Julia Bartels zum Thema Volontariat und Trainee-Programm

Die Einstiegsmodelle in die berufliche Praxis sind ein viel diskutiertes Thema in der Kommunikationsbranche. Sind Volontariate und Trainee-Programme sinnvoll oder dienen sie eher dem Unternehmen? Was ist ein Studienabschluss wert und wie viel kann Absolventen der Kommunikationsstudiengänge zugetraut werden? Wir haben dazu Julia Bartels, Director bei der Agentur Klenk & Hoursch interviewt. Sie hat selbst am Campus Lingen studiert und mit uns über ihre Ansichten zu den drei gängigsten Einstiegsmodellen, den direkteren Einstieg, ein Volontariat oder Traineeship, gesprochen. Klenk & Hoursch berät in den Bereichen Unternehmens- und Markenkommunikation und ist in Frankfurt am Main, Hamburg und München vertreten.

KommunikOS: Julia, Du selbst bist direkt als Junior bei Klenk & Hoursch eingestiegen. Hättest Du Dir vorstellen können, nach Deinem Abschluss ein Volontariat oder Trainee-Programm zu absolvieren?
Julia Bartels: Nach zwei Praxissemestern – auf Agentur- und Unternehmensseite – sowie einem Medienpraktikum, hatte ich bereits einiges an Praxiserfahrung gesammelt. Nach meinem Studienabschluss habe ich deshalb bewusst nach „Junior-Stellen“ gesucht. Klenk & Hoursch hat mir dazu glücklicherweise die Möglichkeit geboten. Heute, rund neun Jahre später, freue ich mich, das Recruiting und die Entwicklung unserer Junior Consultants selbst zu betreuen.

Klenk & Hoursch hat sich bewusst gegen die Konzepte des Trainee-Programms und Volontariats entschieden. Warum?
Ein Traineeship oder Volontariat soll dazu dienen, Hochschulabsolventen an den Beruf heranzuführen und sie fachlich zu qualifizieren. Wer bei Klenk & Hoursch startet, bringt durch einen relevanten Studienabschluss sowie mehrere Praktika jedoch bereits einiges an Wissen und Können mit. Ein Traineeship halten wir deshalb nicht mehr für notwendig. Stattdessen bieten wir, basierend auf den Vorkenntnissen, eine gute Ausbildung „on the job“.

Was sind Deiner Meinung nach absolute No-Go´s bezüglich eines Trainee-Programms oder Volontariats, die Unternehmen oder Agenturen vermeiden sollten?
Ganz klar: Wenn keine zielgerichtete und strukturierte Ausbildung erfolgt, sondern Trainees den gleichen Job wie erfahrene Kollegen machen, dafür aber deutlich weniger Bezahlung erhalten.

Wo siehst Du die Herausforderungen für Absolventen beim direkten Einstieg als Junior Consultant in einer PR-Agentur, im Vergleich zu den anderen Einstiegsmodellen?
Junior Consultants wird von Beginn sicherlich mehr zugetraut. Man ist etwas weniger „geschützt“. Ich persönlich empfinde dies jedoch als Chance, um in der eigenen Entwicklung schnell nach vorne zu kommen. Bei Klenk & Hoursch trauen wir unseren jungen Kollegen beispielsweise sehr viel zu. Je nach Teamkonstellation haben sie bereits nach wenigen Tagen Kundenkontakt – natürlich immer mit dem Rückhalt eines erfahrenen Kollegen.

In welchen Fällen würdest Du Absolventen zu einem Trainee-Programm oder Volontariat raten?
Ich würde Absolventen in zwei Fällen dazu raten. Erstens, wenn sie im Studium nur wenig Praxiserfahrung sammeln konnten. Zweitens, sie möchten nach ihrem Abschluss bei einem bestimmten Unternehmen einsteigen, weil sie sich inhaltlich dafür interessieren oder aus privaten Gründen. Wenn der Einstieg in genau dieses Unternehmen nur durch ein Traineeship oder Volontariat möglich ist, würde ich auch in diesem Fall dazu raten.


Das Interview führte Victoria Heuschen.