von Jonas Bisschop
Virtual Reality, die
– Substantiv, Femininum
auch bekannt als „VR“; dt. virtuelle Realität
Wo doch jetzt gerade die Hannover Messe für dieses Jahr zu Ende ging, haben wir mal unseren Fundus bisher unrezensierter Buzzwords mit Haitek-Bezug durchstöbert.
Und siehe da! Auch für diesen Monat haben wir noch was auf Lager: Thematisch passend schauen wir uns im April die fabelhaften Welt der virtuellen Realität an!
Von der Couch aus auf den Mond
Andere Welten zu erkunden, in die Haut von jemand oder etwas anderem zu schlüpfen, die Naturgesetze neu zu schreiben und sich die Wirklichkeit selber zu basteln – das sind eigentlich keine brandneuen Fantasien. Tatsächlich ist die Liste kultureller Werke, die sich mit den Fragen „Was ist eigentlich echt? Wie sieht die Welt aus, wie könnte sie aus einem anderen Blickwinkel aussehen und wie wäre es, wenn wir sie anders gestalten könnten?“ beschäftigen, ziemlich lang (angefangen bei Platons Höhlengleichnis über Alice im Wunderland und Matrix bis hin zum Raum der Wünsche bei Harry P.). Ist ja auch ein weites Feld.
Wie wäre das wohl, wenn man fliegen könnte, ohne Angst vor der Höhe zu haben? Wie wäre es, einen Marathon zu laufen, obwohl man im Rollstuhl sitzt oder die Welt aus dem Blickwinkel von jemandem zu sehen, der man nie sein wird? Mindestens spannend – kein Wunder also, dass in den vergangen paar Dekaden Menschen auf die Idee gekommen sind, mit neuen Technologien Realität für sich konstruieren
VR – was bisher geschah
Die Spielwiese, die der Fantasie bisher dafür zur Verfügung stand, wurde immer wieder durch z. B. perspektivisches Zeichnen, Fotografie, Tontechnik, oder Bewegtbild erweitert. In der jüngeren Vergangenheit wurde die realitätsnahe Darstellung von Dingen beispielsweise dreidimensionale Videoaufnahmen oder umgebungsnachahmende Geräusche aufgerüstet. Wer heute aber von Virtual Reality spricht, meint meistens Technologien wie Oculus Rift, Playstation VR oder HTC Vive. Man hat also eher sogenannte „Head Mounted Displays“ vor Augen (Sorry, der musste sein).
Als virtuelle Realität, kurz VR, wird die Darstellung und gleichzeitige Wahrnehmung der Wirklichkeit und ihrer physikalischen Eigenschaften in einer in Echtzeit computergenerierten, interaktiven virtuellen Umgebung bezeichnet.
– Wikipedia
Der virtuellen Realität nicht unähnlich ist die sogenannte augmentierte, also erweiterte Realität („Augmented Reality“). Bei diesen Technologien wird die wahrgenommene Umwelt durch künstliche Elemente ergänzt – wie z. B. bei Google Glass-Brillen oder Smartphone-Apps in der Art von Pokémon Go!.
Weltflucht für Fort-Geschrittene oder Sandkasten für psychologische Experimente?
Natürlich hat jede neue Technologie mehrere Seiten – und das gilt auch für Virtual Reality. Durch die hohe Immersion, die hohe Anziehungskraft einer virtuellen Realität können spektakuläre oder verstörende Erlebnisse und Erfahrungen leichter zugänglich gemacht werden. Ein Beispiel dafür ist ein Experiment, bei dem freiwillige Probanden in den virtuellen Körper einer Frau versetzt werden, die von einem größeren Mann belästigt und bedroht wird. Oder Szenarien, in denen VR-Nutzer sich mit eigenen Ängsten oder dem eigenen Tod bis hin zum Suizid konfrontieren (Leseempfehlung: „Verdammt echt„, Zeit Online). Zudem ergeben sich durch die VR-Technik auch noch neue Fragen zu den Themen Datenschutz, Technologie-Abängigkeit & Realitätsflucht.
Wie bei allen großen technologischen Innovationen haben sich bereits die Heilsversprecher und die Apokalyptiker positioniert. Die einen versprechen wunderbare Anwendungen in Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung und Entertainment. Die anderen warnen vor Langzeitfolgen für die Psyche und Eskapismus. Wahrscheinlich haben beide Gruppen recht.
– Christian Weber (Süddeutsche Zeitung, 2017)
– Fazit –
Weiterführende Links:
Die Geschichte der virtuellen Realität. VR-nerds.de, 2017
Was Sie über VR wissen müssen. c’t-Magazin, 2016
Ich war so erschöpft wie nach einem Langstreckenflug. Süddeutsche Zeitung, 2017
Technisches Dossier zum Thema VR: wired.de
Virtuelle Realität: Verdammt echt. Zeit Online, 2016
Die Reise verändert dich. Deutschlandfunk, 2016
Sie sehen das alles ähnlich oder anders oder wollen einfach nur mal reden?
Schreiben Sie uns via Facebook und Twitter! Wir freuen uns auf Ihre Meinung. Natürlich können Sie uns auch gerne ein Buzzword vorschlagen, das wir im nächsten Monat unter die Lupe nehmen sollen.
In der Beitragsreihe „Buzzword des Monats“ setzen sich Mitglieder unseres Vereins mit sprachlichen Phänomenen der Kommunikationsbranche auseinander. Nach Möglichkeit mit einem lachenden und einem weinenden Auge werden Catchphrases und Buzzwords auseinander genommen, um ihren Inhalt zu begutachten. Unser Ziel dabei ist, sprachliche Kreativität und Vielfalt zu promoten. Wir wollen nicht nur schnöden Kulturpessimismus ausleben, sondern dem Talk von PR, Marketing und Co. etwas Spin zu mehr Personality geben.