Buzzword des Monats Mai 2018: Big Data

von Jonas Bisschop

Big Data
– Substantiv, unbestimmter Genus
dt. Große Daten(menge), Massendaten (wörtlich); Zusammenführung und Auswertung großer, häufig quantitativer Datenmengen (inhaltlich).

Buzzword des Monats Mei 2018 ist Big Data.Ist es ein Rapper? Ist es ein neuer Marvel-Schurke? IST ES VIELLEICHT MANUEL NEUER? Nein – Big Data ist unser Buzzword des Monats Mai. Ich weiß, noch ein Digitalisierungsbuzzword. Aber da müssen wir wohl durch – also durch die Digitalisierung – und im Juni nehmen wir mal was Analoges, versprochen.

Zurück zum Thema: Den Big Daddy unter den Datenschützer-Alpträumen nehmen wir uns gerade in dem Monat vor, in dem die europäische DSVGO (auch aus den sozialen und normalen Medien bekannt als #Datenschutzgrundverordnung) in Kraft tritt. Vielleicht haben Sie ja auch ein oder zwei „We’ve updated our privacy policy“-Mails erhalten.

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Big Data: So klingt sein erstes Album

Bei Big Data handelt es sich um ein Konzept des Datenmanagements. Das Big in Big Data steht nicht dafür, wie viele Gigabyte/Terrabyte eine Datei oder ein Datensatz hat. Vielmehr geht es um bei Big Data darum, wie große, heterogene Datenmengen erhoben und schnell verarbeitet werden.

Big Data
„very large sets of data that are produced by people using the internet, and that can only be stored, understood, and used with the help of special tools and methods“
Cambridge Dictionary

„Big Data beschreibt Datenbestände, die aufgrund ihres Umfangs, Unterschiedlichkeit oder ihrer Schnelllebigkeit nur begrenzt durch aktuelle Datenbanken und Daten-Management-Tools verarbeitet werden können.“
Enzyklopädie der Wirtschafsinformatik

Data Cruncher sind keine Frühstücksflocken

Im Gegensatz zur klassischen Datenverarbeitung (ich sammle begrenzt Daten, um damit ein Frage zu beantworten, siehe Small Data) beschreibt Big Data die umfangreiche Erhebung und Auswertung von vielfältigen Daten, um daraus Muster abzuleiten und Vorhersagen über komplexe Entwicklungen, wie z. B. das Einkaufs- oder Wahlverhalten von Individuen oder Gesellschaften oder die Ausbreitung von Krankheiten nutzen.

„Wir Menschen werden weiterhin nach Ursachen forschen, aber diese Ursachenforschung ist höchst zeit- und geldaufwendig. Es ist daher sinnvoll, sie sehr bewusst einzusetzen. Das „Was“ mithilfe von Big Data zu erkennen, erlaubt uns, die interessantesten Zusammenhänge für die Suche nach dem „Warum“ auszufiltern.“
Viktor Mayer-Schönberger

Einmal ganz abgesehen davon, dass diese Definitionen nicht der Weisheit letzter Schluss sind und die exakte Bedeutung von Big Data umstritten ist, wird der Begriff auch häufig Seite an Seite mit Künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen oder Alghorithmen als goldenes Kalb vor Kritikern und Jüngern der Digitalisierung hergetragen. (Der Wikipedia-Artikel hat da eine weitläufige Sammlung von Anwendungsbeispielen und synonymen Bedeutungen.)

Das ist auch kein Wunder: von den unabsehbaren gesellschaftlichen Auswirkungen einmal abgesehen, könnte Big Data die Zukunft direkt zu Ihnen ins Smart Home bringen (siehe Vergleichstabelle). Zudem sind die Rolle der informationellen Selbstbestimmung in der Zukunft („Daten als Ressource“) oder die Ethik bei der Nutzung von Algorithmen ja auch kontroverse Themen.

BIG DATA. COOL ODER EHER UNCOOL?
– eine oberflächliche Übersicht –
ZIEMLICH COOL EHER UNCOOL
  • Einkaufsverhalten vorhersagen und beeinflussen (Coolness diskutabel)
  • Individualisiert Therapien für Krankheiten entwickeln
  • Epidemien bekämpfen
  • Verkehr und Transport intelligent bewältigen, Ressourcen schonen
  • Neue Möglichkeiten für Wissenschaft und Forschung
  • Industrie 4.0 (oder wie das jetzt heißt)
  • Smart Homes und effiezientes Energiemanagement
  • ….
  • Wahlverhalten vorhersagen und beeinflussen
  • Kafkaesker Alptraum, in dem das Individuum seines freien Willens beraubt wird und ihm unbekannte Institutionen ohne seine Kenntnis unter Nutzung von für ihn unverständlicher Werkzeugen ihn als Datenquelle ausbauten #justsayin
  • Echtzeitanalyse von Bonität oder Krankengeschichte für z. B. Versicherungen (Uncoolness diskutabel)
  • ….

Big Data ist der Kanye West der Digitalisierungsbuzzwords

Natürlich ist der ganze Spaß nicht so 0 oder 1 wie hier dargestellt; viele Anwendungsbereiche wie Echtzeitabfragen bei Bonitätsprüfungen oder Krankenversicherungen befinden sich irgendwo dazwischen.

Unabhängig davon ist Big Data manchmal überhyped, manchmal vielversprechend und potenziell genial, schwer einzuordnen und wird teilweise als „Aufklärung für das 21. Jahrhundert“ heroldiert, der eine transformative Wirkung auf die Gesellschaft der Zukunft nachgesagt wird. So gesehen ist Big Data, was Kanye West möglicherweise in sich selbst sieht.

– Fazit –

Weiterführende Links:

Bundeszentrale für Politische Bildung (2015): Aus Politik und Zeitgeschehen – Big Data
Planet Wissen: Big Data (2018, einführender Überblick)
Dossier des deutschen Ethikrates zu Big Data


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In der Beitragsreihe „Buzzword des Monats“ setzen sich Mitglieder unseres Vereins mit sprachlichen Phänomenen der Kommunikationsbranche auseinander. Nach Möglichkeit mit einem lachenden und einem weinenden Auge werden Catchphrases und Buzzwords auseinander genommen, um ihren Inhalt zu begutachten. Unser Ziel dabei ist, sprachliche Kreativität und Vielfalt zu promoten. Wir wollen nicht nur schnöden Kulturpessimismus ausleben, sondern dem Talk von PR, Marketing und Co. etwas Spin zu mehr Personality geben.