KommunikOS Kurzinterview – Nils Hille über die Traineeship-Zertifizierung der DAPR

Wie geht es nach dem Studienabschluss weiter? Wo bewerbe ich mich? Für welches Unternehmen möchte ich arbeiten? All das sind Fragen, die sich wohl Berufseinsteiger aller Branchen stellen. Für Absolventen von PR- und Kommunikationsstudiengängen ist der nächste Schritt nach dem Studium oft ein Traineeship oder ein Volontariat in einem Unternehmen oder einer Agentur. Laut DAPR ist bei der Wahl des Arbeitgebers jedoch  Vorsicht geboten. Nicht immer hält ein Traineeprogramm, was es verspricht. Nils Hille, Geschäftsführer der DAPR, erklärt im KommunikOS Kurzinterview, worauf zu achten ist und was es mit der neuen Zertifizierung von Traineeships durch die DAPR auf sich hat.

KommunikOS: Herr Hille, die Ankündigung der neuen DAPR-Zertifizierungen für sieben weitere Unternehmen auf der Webseite der DAPR trägt die Überschrift „Keine Chance für Scharlatane“. Welche Risiken bestehen demnach bei der Auswahl eines Traineeships und wie kann die Zertifizierung diese Risiken eindämmen?
Nils Hille: Es fehlten bisher die Standards. Jedes Unternehmen, jede Agentur und jede Organisation kann Einstiegspositionen „Traineeship“ oder „Volontariat“ nennen, ohne dass sie sich damit zu einer fundierten Ausbildung verpflichten. So mussten sich die Jobeinsteiger auf die Versprechungen in Vorstellungsgesprächen und das Hörensagen verlassen. Viel zu oft sah und sieht bis heute dann leider der Alltag anders aus als erwartet und wichtige Dinge wie Feedbackgespräche, Einblicke in alle Arbeitsbereiche und Weiterbildungen blieben auf der Strecke. Die DAPR zertifiziert nur diejenigen Arbeitgeber, die sich zu einem hohen Standard in der Wissensvermittlung und zu fairen Rahmenbedingungen verpflichten. Wer bei ihnen ein Traineeship oder Volontariat beginnt, weiß also, dass er eine fundierte Ausbildung genießen und diese für seine eigene Weiterentwicklung nutzen kann. Motivation und Engagement  seitens des Trainees gehören aber natürlich  genauso mit dazu.

 KommunikOS beschäftigt sich seit der Gründung  mit der Frage, ob Traineeships noch zeitgemäß sind. Wie stehen Sie zu dazu?
So praxisnah ein Studium auch ist, der Berufsalltag ist immer noch ein anderes Paar Schuhe. Wer heute – jünger als eh und je – von der Hochschule kommt, kann die Zeit doppelt nutzen: Als gute Ausbildung on the job, in der man als Trainee noch eine Art Welpenschutz genießt und viele Erfahrungen sammeln kann. Und für Einblicke in unterschiedliche Aufgabenbereiche, um später einschätzen zu können, in welche Richtung man sich beruflich weiterentwickeln möchte.

Inwiefern trägt die Zertifizierung Ihrer Meinung nach zu einer zeitgemäßen Form des Berufseinstiegs bei?
Die zwölf bis 24 Monate als Trainee oder Volontär bei einem von der DAPR zertifizierten Arbeitgeber sind gut investierte Zeit für das besagte Ausprobieren und Finden eines eigenen Wegs. Dies wird ja bei unseren Zertifizierungspartnern auch fair honoriert. Wer also zeitnah nach dem Schulabschluss studiert hat, ist am Ende des Traineeships immer noch sehr jung, hat sich aber persönlich und beruflich stark weiterentwickeln können. Und er konnte sich durch die internen und externen Stationen, wozu ich auch die bei der DAPR-Zertifizierung verpflichtenden mindestens 16 Weiterbildungstage zähle, ein eigenes Netzwerk in der Branche aufbauen.

Volkswagen machte im Juli den Anfang – nun folgten sieben weitere Unternehmen, die ihre Trainee-Programme durch die DAPR zertifizieren ließen. Wie wird die Auswahl dieser Unternehmen getroffen und nach welchen Maßstäben wird die Güte der einzelnen Programme bewertet?
Wir von der DAPR wählen die Zertifizierungs-Partner nicht aus, sondern jeder Arbeitgeber – von der kleinen, spezialisierten Agentur bis hin zum Großkonzern – kann eine Zertifizierung durch uns beantragen. Wir fordern dann die entsprechenden Unterlagen als Nachweise zur Erfüllung der Zertifizierungskriterien ein, prüfen diese eingehend und führen auch Gespräche mit dem Verantwortlichen sowie aktuellen Trainees oder Volontären. Erfüllt ein Arbeitgeber die Kriterien nicht, kann er sich auch nicht zertifizieren lassen. Wir bieten aber eine Beratung an und unterstützen ihn gerne in der Weiterentwicklung der Neuaufstellung. Dies haben schon mehrere Zertifizierung-Partner in Anspruch genommen, was mich sehr freut. Verpflichtet der Arbeitgeber sich anschließend dazu, dieses neue Programm zukünftig einzuhalten, wird er ebenfalls zertifiziert.

 

 

 

 

 

 

 

So sieht das neue Zertifikat der dapr für Trainee- und Volontariatsprogramme aus.
Für alle Interessierten gibt es hier auch eine Liste mit allen bereits zertifizierten Unternehmen