KommunikOS Kurzinterview – Michael Waning über studentische PR-Vereine

Der Lingener Kommunikationsmanagement-Absolvent Michael Waning hat den Schritt vom Studium in die Praxis bereits mehr als erfolgreich hinter sich gebracht. Nach dem Bachelor-Abschluss 2012 begann er seine Karriere bei Hotwire PR in München, wo er zunächst vor allem Technologie-Kunden betreute. Nach der Weiterentwicklung im Digitalbereich wechselte er zu achtung! nach Hamburg, wo er inzwischen als Stratege für Neu- und Bestandskunden aller Branchen die Weichen für ihre Kommunikation stellt. Der Kontakt nach Lingen ist über die Jahre jedoch nie abgebrochen – im Gegenteil: Seit Neuestem ist Michael sogar Mitglied bei KommunikOS und verrät uns im Kurzinterview, wie er die Potentiale und Chancen von PR-Vereinen aus Sicht eines erfahrenen Praktikers einschätzt.

KommunikOS: Michael, du hast genau wie wir, in Lingen Kommunikationsmanagement studiert. KommunikOS gab es damals noch nicht – welche Berührungspunkte hattest Du also während deines eigenen Studiums mit studentischen PR-Vereinen?
Michael Waning: Ich habe während meines Studiums eng verfolgt, was der PRSH in Hannover und der LPRS in Leipzig treiben. Auf einigen Veranstaltungen war ich vor Ort. Das habe ich mir immer für Lingen gewünscht: Eine Initiative, die die Kontakte in die Praxis institutionalisiert, und die auch außerhalb der Strukturen der Hochschule etwas auf die Beine stellen kann. Für sich genommen sind Bachelor- und Masterstudiengänge ganz schön kurz. Wenn dann das Engagement an einzelnen Personen hängt, ist es damit schnell vorbei, sobald das Studium zu Ende geht. Das Wissen über Veranstaltungsorganisation und die Kontakte in die Praxis verlassen nämlich mit den Absolventen den Campus. Dann kommt der Stress im Job und das war’s. Die Nächsten müssen wieder von vorne anfangen. Mit KommunikOS gibt es jetzt auch in Lingen endlich eine Struktur, die Netzwerke aufbauen und für viele Generationen von Studenten bewahren und entwickeln kann.

Inwiefern glaubst Du, haben Studierende durch ihr Engagement im PR-Verein einen persönlichen oder auch fachlichen Mehrwert?
Mir wurde gleich zu Beginn des Studiums gesagt: „Kontakte sind das A und O. Ihr müsst ein Netzwerk aufbauen!“ Aber wie fängt man damit bitteschön an? Das passiert nicht von jetzt auf gleich, Netzwerke entstehen langsam, und sie können nur entstehen, wenn man Beziehungen aufbaut. Das geht durch Praktika, Nebenjobs oder Events, aber das geht noch besser, indem man selbst etwas auf die Beine stellt. Wer zum Beispiel selbst ein Symposium oder eine Konferenz aufzieht, der sammelt nicht nur hilfreiche Erfahrungen für „später“, sondern lernt auch zwangsläufig ganz viele spannende Menschen kennen: Referenten, Besucher, Dienstleister. So entstehen Beziehungen. Mein Tipp: Betrachtet dieses Engagement als Investition, von der ihr noch nicht genau wisst, ob und was dabei herauskommt. Nicht jeder Kontakt muss sich gleich „lohnen“. Aber je mehr ihr habt, desto besser sind eure Karten, ein spannendes Jobangebot zu bekommen. Oder jemanden zu kennen, der jemanden kennt, wenn ihr einmal selbst auf der Suche nach guten Leuten seid. Und ganz abgesehen davon: Es macht stolz, ein komplexes Projekt erfolgreich durchzuziehen.

Was sagt die wachsende Entstehung studentischer PR-Initiativen deiner Meinung nach über den PR-Nachwuchs aus?
Für mich ist das Engagement der Studenten nach der Entstehung spezialisierter Studiengänge der nächste logische Schritt auf dem Weg der Professionalisierung der PR. Die PR-Initiativen sind meiner Meinung nach eine Professionalisierung des Theorie-Praxis-Austauschs durch den Nachwuchs selbst.

In welcher Beziehung stehst Du nun als erfahrener PR-Praktiker zu studentischen Vereinen allgemein und speziell zu KommunikOS?
Die Vereine sind für mich extrem spannende Nachwuchs-Pools. Man darf davon ausgehen, dass jemand, der in so einem Verein aktiv war, etwas auf dem Kasten hat, Lust hat, sich weiterzuentwickeln, und auch bereit ist, dafür anzupacken. Mit solchen Leuten möchte ich arbeiten. Es gibt aber noch eine zweite Seite: Lingen hat mir viel gegeben, ich schaue gerne auf die Zeit zurück. Deshalb bin ich inzwischen KommunikOS beigetreten: Ich möchte mit meinem Wissen und meinen Beziehungen etwas zu dem Projekt beitragen.

(Warum) würdest Du Kollegen aus der Praxis dazu ermuntern, studentische PR-Vereine zu unterstützen?
Wenn das hier jemand aus der Praxis liest: Lasst lieber die Finger von den Vereinen, dann habe ich die High-Potentials für mich! Im Ernst: Wer sich im Job hin und wieder über mangelnde Professionalität ärgert – und ich weiß, das kommt nicht selten vor – der möge sich doch bitte selbst in diesen Vereinen einbringen. Hier könnt ihr dem Nachwuchs das mit auf den Weg geben, was ihr einem nervigen Kunden oder einem inkompetenten Berater gern vor vielen Jahren beigebracht hättet. Langfristig tut das der ganzen Branche gut.

Und zu guter Letzt – Was möchtest Du KommunikOS und auch anderen Initiativen mit auf den Weg geben?
Ihr seid bei vielen Unternehmen und Agenturen nicht die erste Priorität, wenn ihr für etwas anfragt. In der Praxis kennen euch immer noch viel zu Wenige. Nicht lockerlassen! Wenn ihr besondere Leute für etwas gewinnen wollt, hängt euch rein und lasst euch nicht abwimmeln. Es lohnt sich. Und es wird Stück für Stück einfacher werden.

 


Das Interview führte Fabia Lessing