von Jonas Bisschop
Networking, das
– Nomen, neutrum
Anglizismus, zu Deutsch etwa: „Netzwerken“, Vernetzung
Willkommen zu einer weiteren Folge von „Spaß mit Wörtern“! In diesem Monat beschäftigt sich unsere Glosse mit dem Working von Netzen, und dabei vor allem mit sozialen.
Das Wort unseres Novembers steht für „das Knüpfen und Pflegen von Kontakten, die dem Austausch von Informationen [und dem beruflichen Fortkommen] dienen“. Der Begriff des Networking steht bereits seit 13 Jahren im Duden – man kann also sagen, er ist mehr oder weniger im Sprachgebrauch angekommen.
Wie Vetternwirtschaft – nur irgendwie hipper
Auf Konferenzen, Barcamps und Tagungen tauschen sich Professionals (young wie old) zu Beginn oder Ende mit den Vortragsredner*innen und Kolleg*innen aus, deren Persönlichkeit, Fachthema oder vorgestelltes Projekt als sympathisch oder interessant empfunden werden. Das Weben von Netzwerken mit Personen, denen man Expertise, Prestige oder einen zukünftig Fahrt aufnehmenden Karriereverlauf unterstellt, soll potenziellem Vitamin B-Mangel [das „B“ steht für „Beziehungen”] vorbeugen. Dieser ganze Spaß ist sogar so wichtig, dass viele Karriereportale es gleich als Vorzeige-Disziplin proklamieren und häufig diese Heiligsprechung mit einem kleinen Crash-Curs für Smalltalk und interessierte Gesprächsführung verbinden:
„Früher als Vitamin B oder Vetternwirtschaft bezeichnet, gilt heute Networking als Karrieretool Nummer Eins.“
– wiwo.de
Hier eine kleine Aufzählung von Beispielen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
wiwo.de | stepstone.de | karrierebibel.de | business-on.de | karriere.de | wuv.de
Networking durch zielstrebigen Smalltalk
Unbestritten sind gute Kontakte wichtig und richtig, um im Job oder auf Jobsuche erfolgreich zu sein. Wie sich zeigt, greifen nur die Wenigsten effektiv oder guten Gewissens auf ihre Beziehungen zur beruflichen Chancenverwertung zurück. Vor allem, wenn man frühere Bekannte und Kollegen aus Eigennutz kontaktiert, um Tipps für die eigene Bewerbung zu bekommen, stellt sich scheinbar bei vielen ein schlechtes Gewissen ein. Vielleicht liegt es daran, dass Networking steriler klingt, als es häufig ist.
„If schmoozing for work leaves you with a certain “ick” factor, that’s not just awkwardness you’re feeling. Professional networking can create feelings of moral impurity and physical dirtiness, shows a new study. “
– University of Toronto
Auf der einen Seite ist überhaupt nichts dagegen einzuwenden, sich zwischen zwei Vorträgen auf einen Schnack und etwas zu trinken zusammenzufinden. Und wenn man sich an die/den Gesprächspartner*in erinnert und daran, dass ihre/seine Firma noch eine interessante Stelle offen hatte – umso besser. Aber kalkulierter und zielstrebiger Smalltalk (Oxymoron?) macht aus einer Vortragspause mit Kolleg*innen eher eine To-do-Liste als einen sozialen Selbstzweck. Und dabei fühlen sich eben nicht alle wohl.
Trendsportart: Together Getten
Wie auch immer. Inzwischen werden eigentlich latente Networking-Phasen in Pausen zwischen Vorträgen, beim Essen und um Veranstaltungen herum mitunter zum „Get Together“ hochinstitutionalisiert. Dabei führt der Begriff des „Get Together“ auch in die Irre: Man kommt ja bei den meisten Veranstaltungen praktisch gar nicht umhin, als Together zu getten, und das während der gesamten Dauer. Viel wichtiger für gute Netzwerkerei als ein eigener Slot im Zeitplan ist die Kontaktfreudigkeit und Austauschbereitschaf der Beteiligten.
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In der Beitragsreihe „Buzzword des Monats“ setzen sich Mitglieder unseres Vereins mit sprachlichen Phänomenen der Kommunikationsbranche auseinander. Nach Möglichkeit mit einem lachenden und einem weinenden Auge werden Catchphrases und Buzzwords auseinander genommen, um ihren Inhalt zu begutachten. Unser Ziel dabei ist, sprachliche Kreativität und Vielfalt zu promoten. Wir wollen nicht nur schnöden Kulturpessimismus ausleben, sondern dem Talk von PR, Marketing und Co. etwas Spin zu mehr Personality geben.