Buzzword des Monats März 2018: CSR

von Jonas Bisschop

CSR, die
– Akronym, Femininum
steht für „Corporate Social Responsibility“; dt. (soziale) Unternehmensverantwortung

Buzzword des Monats März 2018: CSRFür den März haben wir uns mehr oder weniger den Hattrick der Brummwörter ausgesucht: Englisch, Akronym, besteht aus drei Begriffen, die selbst zu Überstrapazierung einladen und ist zu alledem auch noch ein Trend-Thema der Kommunikationsbranche – es geht um Corporate Social Responsibility (CSR).

Der Begriff, der sich als soziale Unternehmensverantwortung übersetzen lässt und das auch meint, bezeichnet die Übernahme von Verantwortung von Unternehmen für ihr Handeln und soziale oder ökologische Konsequenzen. Besonders interessant ist das Thema für Kommunikatoren aus zwei Gründen:

(1) Bei Nachhaltigkeitsthemen spielt die kommunikative Dimension von unternehmerischem Handeln eine besondere Rolle. Positive Entwicklungen und Leistungen des Unternehmens haben kommunikatives Potenzial für z. B. dankbaren Content. Auf der anderen Seite ist Kommunikation gerade da notwendig, wo durch Verfehlungen Gesprächsbedarf entsteht.

(2) Seit 2017 gibt es eine gesetzliche Berichtspflicht für Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern. Das heißt, größere Unternehmen müssen ohnehin ihren Anspruchsgruppen Auskunft über die soziale, ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit ihres Tuns geben.

Surfen auf der Nachhaltigkeitswelle

Die seit 2017 geltende Berichtspflicht stellt aber nur ein Etappenziel in der Tour-de-Nachhaltigkeit der letzten zehn Jahre dar:

„Die Thematik CSR hat in den letzten Jahren kontinuierlich an Bedeutung gewonnen. Von Unternehmen wird heute nicht nur erwartet, dass sie sich zur ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bekennen, sondern ebenso der Nachweis, dass sie dieser gerecht werden.“
wirtschaftslexikon.gabler.de

Inzwischen gibt es sogar eine eigene Norm zu dem Thema: Die DIN ISO 26000 (vgl. iso.org, englisch). Kurz gefasst erklärt die Norm die Notwendigkeit für Unternehmen, ihre gesellschaftliche Verantwortung anzuerkennen und Anspruchsgruppen (Stakeholder) des Unternehmens in dessen Entscheidungen und Tätigkeit miteinzubeziehen. Dieses Verhalten solle sich unterschiedliche Bereiche auswirken: Organisationsführung, Menschenrechte, Arbeitspraktiken, Umwelt, faire Betriebs- und Geschäftspraktiken, Konsumentenanliegen und Einbindung und Entwicklung der Gemeinschaft. (vgl. Wikipedia: DIN ISO 26000)

CSR CR CG CC ETC. Ein Buzzword mit vielen Gesichtern

Wer sich mit dem Thema CSR auseinandersetzt, darf sich durch einen nebligen Irrgarten mit einer Menge ähnlicher Begriffe, Konzepte und Ideen bahnen. Hier ein Versuch, etwas Überblick zu schaffen:

Im Zentrum des begrifflichen Tohuwabohus steht eine verantwortliche Unternehmenstätigkeit (“Corporate Responsibility”, CR), bei der ein Unternehmen Verantwortung für die Folgen seines Handelns insgesamt übernimmt. Werden speziell soziale und ökologische Aspekte als Entscheidungskriterien mit in die Arbeit eines Unternehmens mit einbezogen, spricht man von CSR (“Corporate Social Responsibility”).  Wenn ein Unternehmen sich gesellschaftlich oder wohltätig engagiert, z. B. in dem es dem ortsansässigen Kindergarten eine Runde Tablets sponsort oder das Buchhaltungsteam zum Spendenlauf der Stadt schickt, fällt das in die Kategorie „Corporate Citizenship“ (CC). Die Disziplin der “Corporate Governance” (CG) bezeichnet dagegen die Qualität der Unternehmensführung (z. B. hinsichtlich ihrer Transparenz). Zusätzlich gibt es noch den Begriff der “Corporate Sustainability” (CS); dieser beschreibt, inwiefern das Unternehmen und seine Arbeit als Ganzes auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind.

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Leider werden diese Begriffe in der Praxis häufig nicht klar abgrenzbar oder sonst irgendwie konsistent benutzt. Achja, und dann gibt es noch die Mogelpackungen im Verantwortungsregal. Wenn Unternehmen keine Verantwortung übernehmen, sondern nur inszenieren, wird vom sogenannten “Greenwashing” gesprochen (Ein Beispiel für solche Grünfärberei wäre es, für Braunkohletagebau Dörfer umzusiedeln und Wälder zu roden und sich gleichzeitig als Vorkämpfer der Energiewende zu inszenieren).

– Fazit –

Fazit zum Thema CSR

Weiterführende Links:
bundestag.de – Beschluss der CSR-Berichtspflicht
frankfurt-main.ihk.de – Leitfaden der IHK Frankfurt (Main) zur CSR-Berichtspflicht
iso.org – ISO 26000: Guidance on Social Responsibility

Links zur begrifflichen Abgrenzung:
csr-in-deutschland.de: Begriffliche Abgrenzung
nachhaltigkeit.info: Abgrenzung der Begriffe: CR, CSR, CC, CS und CG


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In der Beitragsreihe „Buzzword des Monats“ setzen sich Mitglieder unseres Vereins mit sprachlichen Phänomenen der Kommunikationsbranche auseinander. Nach Möglichkeit mit einem lachenden und einem weinenden Auge werden Catchphrases und Buzzwords auseinander genommen, um ihren Inhalt zu begutachten. Unser Ziel dabei ist, sprachliche Kreativität und Vielfalt zu promoten. Wir wollen nicht nur schnöden Kulturpessimismus ausleben, sondern dem Talk von PR, Marketing und Co. etwas Spin zu mehr Personality geben.